Konflikt Abwärtsspirale

Im folgenden Beitrag zeigen wir Ihnen, wie eine typische Abwärtsspirale in einem Konfliktfall aussieht.

Frau Müller arbeitet seit 7 Jahren in der einen Abteilung. Sie hat eine kleine Tochter und arbeitet deshalb nur halbtags. Das Betriebsklima in der Abteilung ist gut und sie versteht sich gut mit ihren Kollegen. Aus einer anderen Abteilung kommt eine andere Kollegin hinzu und wird ihre Vorgesetzte.

Zunächst ist alles in Ordnung. Die neue Vorgesetzte fügt sich ein und das Miteinander ist sehr harmonisch.

Nach einem halben Jahr weist die neue Kollegin Frau Müller nur noch schwierige Problemfälle zu. Frau Müller war vorher damit nicht vertraut, da diese Aufgaben von einer höher bezahlten Sachbearbeiterin wahrgenommen wurden. Diese Kollegin wundert sich, warum keine Problemfälle mehr anfallen.

Frau Müller muss sich nun in diese neue Aufgabe einarbeiten. Eine Einweisung erhält sie nicht. Die Aufgaben werden immer mehr und sie wird zunehmend unter Druck gesetzt. Oftmals bekommt sie Fälle kurz vor ihrem Feierabend zugewiesen, mit dem Vermerk, diese Dinge noch heute zum Abschluss zu bringen. Sie muss jedoch pünktlich gehen, da sie ihr Kind aus der Schule abholen muss. Frau Müller ist zunehmend gestresst und reagiert bereits mit ersten körperlichen Symthomen.

Sie spricht mit einer Freundin über die Sache. Sie kommen zu dem Ergebniss, dass Frau Müller um eine Gespräch mit ihrer Vorgesetzten bittet. Das Gespräch führt jedoch zu keinem Ergebnis und Sie ist weiterhin stark angespannt. Sie fühlt sich morgens schon unwohl bei dem Gedanken ins Büro zu gehen.

Frau Müller wendet sich an ihren Betriebsrat. Der Betriebsrat vereinbart mit allen Beteiligten ein Gespräch. Nach diesem Gespräch verändert sich die Situation von Frau Müller immer noch nicht. Sie bekommt den Tipp, die Tagesgeschehnisse aufzuschreiben.

Mittlerweile breitet sich eine allgemeine „schlechte“ Stimmung in der ganzen Abteilung aus. Die Kollegen unterhalten sich nicht mehr untereinander. Das sonst so fröhliche Miteinander ist verschwunden. Es finden keine persönlichen Gespräche mehr statt. Jeder beobachtet den anderen. Frau Müller wird von den anderen Kollegen gemieden.

Inzwischen fühlt sie sich so unwohl, dass sie zu ihrem Hausarzt geht. Sie fühlt sich nicht mehr in der Lage zu arbeiten und kann keine Nacht mehr durchschlafen. Das Unwohlsein von Frau Müller breitet sich schon auf ihr Privatleben aus. Sie hat ihre Fröhlichkeit  verloren. Sie leidet zunehmend unter Schlafstörungen. In ihrer Arbeitszeit ist sie unkonzentriert und nicht mehr belastbar. Ihr unterlaufen Fehler. Mit ihren Kollegen/innen versteht sie sich überhaupt nicht mehr.

Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung, unterhält sie sich überhaupt nicht mehr. Sie ist sehr kurz angebunden und beteiligt sich an keinerlei gemeinsamen Aktivitäten mit den Kollegen nach Feierabend.

Sie wird von den Kollegen geschnitten. Wenn Frau Müller den Raum betritt verstummen die Gespräche.  Sie reagiert zunehmend gereizt auf ihre Umwelt  und fühlt sich ausgeschlossen. Sie hat das Gefühl, es niemanden mehr recht machen zu können. Sie reagiert auch gegenüber den Kunden sehr gereizt.

Frau Müller wird von ihrer Vorgesetzten darauf hingewiesen, dass sie mit ihrer Arbeit nicht zufrieden ist. Es haben sich bereits mehrere Kunden beschwert. Ihr unterlaufen schwerwiegende Fehler. Sie wird von ihrer Vorgesetzten erneut zu einem Gespräch gebeten. Ihre Vorgesetzte weist sie darauf hin, dass es bei erneuten schwerwiegenden Fehlern zu einer Abmahnung kommen kann.

In der nächsten Woche unterläuft Frau Müller erneut ein schwerwiegender Fehler. Sie hat innerlich gekündigt. Es kommt zur Abmahnung.

Der dargestellte Fall soll exemplarisch darstellen, in welche Abwärtsspirale Betroffene kommen können. Um gar nicht erst in diese Spirale zu kommen, müssen alle Beteiligten schon ganz früh eine Klärung der Situation herbei führen. Dieses erfordert ein hohes Einfühlungsvermögen und ein hohes Maß an Selbstreflexion.

In unserem nächsten Blog möchten wir Ihnen eine Möglichkeit vorstellen, wie bereits schon früh mit einer Klärung begonnen werden kann.

(Autor: Chantal Chrzan-Ohmsen)